Das Ende der Induktionskurbel

31.01.2016 19:57

Den in der Nähe von Göttingen lebenden Postpensionär Heinz Piecha, der in den siebziger Jahren als Diplomingenieur und Elektrofachmann beim Postamt Uelzen einer der ersten Technischen Leiter in der Geschichte der Deutschen Bundespost gewesen ist, hat das auf Seite 52 der Vorreiter-Biographie dargestellte Rätsel um die erste Erfindung Vorreiters nicht ruhen lassen. Kurzerhand setzte sich der rührige Ruheständler, dessen Urgroßvater Johann Ganczarski übrigens ein Schwager von Ansberts Mutter Emilie Eisenecker war, ins Auto und fuhr ins Thüringer Fernmeldemuseum Mühlhausen. Von Museumsleiter Jörg Richter ließ er sich die Funktionen der frühen Fernmeldeeinrichtungen kurz vor der Wende zum 2o. Jahrundert in allen Einzelheiten erklären. Zur Freude Piechas erkannte Richter das im Museum ausgestellte Modell eines Fernsprechgehäuses "für Endstellen mit Wecker zu Batterieanruf ab 1891" (Foto) als baugleich mit der im Buch abgebildeten Apparatur in den Händen Ansbert Vorreiters und seines Kollegen Eugen Müllendorff. Trotz der wenigen noch vorhandenen elektromagnetischen Einrichtungen des Innenlebens wie Relais und Kontakte überzeugte sich auch Piecha, dass es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um das gleiche Gerät handelt. Gegenüber den Vorgängermodellen, die noch mit einer Induktionskurbel zur Stromerzeugung betrieben wurden, war das Vorreiter-Gerät mit einer Batterie als Energiequelle ausgestattet, mit der die Sprach- und Hörverbindung hergestellt und durch eine Klingel signalisiert wurde. Es befinden sich auf dem Museumsexemplar allerdings keinerlei technische Angaben und leider auch kein Firmenname oder gar Hinweise auf die Erfinder. Das ist laut Museumsleiter Richter bei fernmeldetechnischen Einrichtungen dieser Zeit absolut üblich. Nach Piechas Einschätzung ist das Rätsel jedenfalls gelöst: Vorreiter und Müllendorff dürften die Erfinder des kurbellosen "Fernmeldetechnischen Gerätes für Endstellen mit Wecker zu Batterieanrufen" sein. (Foto: Heinz Piecha) J. Schadnik

Link zum Museum: fernmeldemuseum-muehlhausen.de/