Der übermäßige Dreiklang

01.02.2016 19:13
Auf Seite 130 des Buches sinniert die Autorin Kiki Amsberg darüber, ob Ansbert möglicherweise eine Seite aus dem amtlichen Familienbuch herausgerissen hatte, um die Großeltern seiner zweiten Frau Ilse Schötz (auch Schoetz), die den Namen Weitzmann trugen, vor antisemitischer Verfolgung zu schützen. 
 
Sollte dem so gewesen sein, so können wir aus der Sicht von heute sagen, dass seine Fürsorge in diesem Fall unbegründet gewesen ist. Spätestens seit Anfang des 19. Jahrhunderts lassen sich Ilses Weitzmann-Vorfahren in Berliner Personenstandsregistern finden und diese weisen sie stets als Angehörige der evangelischen Konfession aus. 
 
Davon ganz abgesehen galt Großvater Carl Friedrich Weitzmann als musikalische Größe. Er war vierzehn Jahre lang Musikdirektor und Kaiserlich-Russischer Hofmusiker in Reval bzw. St. Petersburg, komponierte drei Opern und machte als unkonventioneller Musiktheoretiker von sich reden. Seine 1853 veröffentlichte Studie zum "übermäßigen" Moll-Dreiklang soll den nicht weniger exzentrischen Komponisten Franz Liszt (zumindest bei der Komposition der Faust-Sinfonie) hörbar beeinflusst haben. J. Schadnik